Logo e-Medienportal.net

Daimler und RWE: Elektro-Mobilität als Bürgerprojekt

Henne und Ei bemühte JürgenGroßmann, Chef des Energie-Riesen RWE, um die Bedeutung der Zusammenarbeit von seinem Unternehmen mit der Daimler AG beim der Elektro-Mobilität zu erläutern. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz zur Übergabe der ersten Elektro-Smarts an Kunden erinnerte er an den bisherigen Kreislauf der Diskussion. Elektro-Tankstellen seien nur dann sinnvoll, wenn es Elektro-Autos gebe oder Elektro-Autos könnten nur dann kommen, wenn es Tankstellen gebe. Diese Diskussion wolle man mit der Zusammenarbeit abbrechen.

Mit Blick auf die Klimakonferenz in Kopenhagen stellte Großmann fest: „Die Rettung der Welt erfordert nicht nur Gutmenschen, sondern auch Technik.“ Das gehe nur mit mehr Technik, und es gehe nur mit mehr Strom und mit Blick auf den Elektro-Smart fügte er später hinzu, einmal „Volltanken“ sei mit diesem Zweisitzer „billiger als so mancher Cappuccino“.

Damit waren die Ziele beider Unternehmen umrissen: Es geht um emissionsfreien Verkehr in der Stadt, und es geht um einen Zukunftsmarkt mit der Versorgung dieser Fahrzeuge mit Strom aus regenerativen Quellen, wobei RWE das Elektro-Auto sogar als mobilen Speicher für den aus Wind, Sonne und anderen alternativen Quellen gewonnenen Strom sieht.

Für Daimler-Chef Dieter Zetsche bedeutet die Entwicklung des Elektro-Autos nicht mehr und nicht weniger als den „Wettlauf um die zweite Erfindung des Automobils“. Dennoch bremst er die augenblickliche E-Euphorie mit dem Hinweis, bei allem Fortschritt werde die Reichweite batteriebetriebener Fahrzeuge auf mittlere und längere Sicht klein bleiben. Das Elektro-Auto der näheren Zukunft werde deswegen ein Stadtfahrzeug sein, genau der Zweck, für den der kurze Zweisitzer Smart entwickelt worden sei.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) nutzte die Gelegenheit, auf das 500-Millionen-Euro-Programm der Bundesregierung zur Förderung der Elektro-Mobilität hinzuweisen. Er erinnerte an das Ziel, bis zum Jahr 2020 rund eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen haben zu wollen. Diese Zahl zeigt allerdings, in welchen Zeiträumen man die Elektromobilität plant. Wird das Ziel erreicht, würde 2020 nur jedes vierzigste Fahrzeug ein elektrisch angetriebenes sein.

Daimler hat im November mit einer Serienproduktion des e-Smart begonnen. 1000 Stück sollen im Werk Hambach vom Band laufen, und wie man hört, sind die alle bereits vergeben. Deswegen denken die Stuttgarter sicher bereits über eine Erweiterung dieser ersten Serie nach. Die nächste Generation des e-Smart soll ab 2012 in mehr als 10 000 Exemplaren gebaut werden. Danach soll die Produktion weiterhin deutlich wachsen.

Dieter Zetsche nannte einige Daten zu dem e-Smart, wie er heute in Berlin an Kunden übergeben wurde: Mit einem 30 kW-Motor erreicht der Smart die 60-km/h-Marke nach 6,5 Sekunden. Seine Reichweite mit der Lithiumionen-Batterie von 14 kWh liegt bei 135 km. Seine Batterie ist nach dreieinhalb Stunden zu 80 Prozent wieder aufgeladen. Für die nächste Generation soll die Ladezeit auf anderthalb bis zwei Stunden verkürzt werden.

Bei der Stromversorgung kommt RWE wieder ins Spiel. Das Unternehmen bietet drei Möglichkeiten an: die normale Haushalts-Steckdose, ein Wandset mit Spezialkabel und Elektronik zur Überwachung und Abrechnung des Ladestroms sowie ein spezielles Ladekabel samt spezieller Steckverbindungen und eine frei stehende Säule mit identischen Funktionen für das Aufladen des Fahrzeugs am Straßenrand.

40 Prozent aller in Europa fahrenden Autos können nicht auf einem eigenen Stellplatz geparkt werden. Öffentlich Strom-Zapfsäulen sind also unumgänglich. Do bevor so ein System überregional oder gar europaweit eingesetzt werden kann, muss man sich erst einmal auf einen gemeinsamen Stecke einigen und ein Abrechnungsverfahren finden, das auch Reisen in andere Regionen oder Länder möglich macht. Der Stecker ist auf dem Weg, und für die Abrechnung schwebt Großmann ein Verfahren vor, wie man es beim Mobiltelefon schon kennt: das Roaming.

Zur Zeit betreibt RWE in Berlin bereits 70 solcher Ladestationen. Es sollen 500 werden. Für Deutschland hat das Unternehmen mehr als 1000 Stationen geplant, davon allein 400 in der RWE-Heimat Nordrhein-Westfalen. RWE will auch Stadtwerken diese Infrastruktur anbieten, denn – so Großmann: „Wir machen die E-Mobilität zu einem Bürgerprojekt.“ Jeder Bürger sollte es sich leisten können, ein Elektroauto zu fahren.

Rolf Bauer, Smart-Fan, Künstler und Inhaber eines Filmsynchronstudios, erhielt vom Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber als erster den Schlüssel zu seinem e-Smart und fuhr mit Ehefrau aber ohne seine Tochter davon. Es ist eben nur ein Zweisitzer, der allerdings weder im Innen- noch im Kofferraum unter dem Elektroantrieb leidet; denn die Lithiumionen-Batterie ist so klein, dass sie zwischen den Achsen eingebaut werden kann.

Die Bauers werden für ihren e-Smart pro Monat eine Leasinggebühr von 700 Euro bezahlen. Das klingt viel für einen Stadtflitzer. Aber in der Gebühr sind auch die Ladebox für die Garage und kostenloser Strom für anderthalb Jahr enthalten. Das lässt den Preis doch gleich freundlicher wirken. Dennoch darf man angesichts der Kosten für die Batterie und der Vorlaufkosten für die Infrastruktur davon ausgehen, dass beide Unternehmen viel Geld in diesen Großversuch in Berlin investieren. Da mag es Daimler nur wenig trösten, dass der Wirtschaftsminister Dieter Zetsche einen Bewilligungsbescheid über sechs Millionen Euro für die E-Entwicklung übergab. (ampnet/Sm)

Teile diesen Artikel:

Bilder zum Artikel
Übergabe des ersten e-Smarts an Kunden in Berlin: Entwicklungschef Thomas Weber übergibt den Schlüssel für einen e-Smart an die ersten Kunden in Berlin: Familie Bauer.

Übergabe des ersten e-Smarts an Kunden in Berlin: Entwicklungschef Thomas Weber übergibt den Schlüssel für einen e-Smart an die ersten Kunden in Berlin: Familie Bauer.

Foto: Auto-Medienportal.Net

Download:


Übergabe der erste e-Smarts an Kunden in Berlin: RWE-Chef Jürgen Großmann (links), Dieter Zetsche, Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle.

Übergabe der erste e-Smarts an Kunden in Berlin: RWE-Chef Jürgen Großmann (links), Dieter Zetsche, Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle.

Foto: Auto-Medienportal.Net

Download:


Übergabe der ersten e-Smarts an Kunden in Berlin: Dieter Zetsche

Übergabe der ersten e-Smarts an Kunden in Berlin: Dieter Zetsche

Foto: Auto-Medienportal.Net

Download:


Übergabe der ersten e-Smarts an Kunden in Berlin.

Übergabe der ersten e-Smarts an Kunden in Berlin.

Foto: Auto-Medienportal.Net

Download:


Übergabe des ersten e-Smarts an Kunden in Berlin.

Übergabe des ersten e-Smarts an Kunden in Berlin.

Foto: Auto-Medienportal.Net

Download:


Übergabe des ersten e-Smarts an Kunden in Berlin: Kontrollinstrumente für den Elektroantrieb des e-Smart.

Übergabe des ersten e-Smarts an Kunden in Berlin: Kontrollinstrumente für den Elektroantrieb des e-Smart.

Foto: Auto-Medienportal.Net

Download:


Übergabe der ersten e-Smarts an Kunden in Berlin.

Übergabe der ersten e-Smarts an Kunden in Berlin.

Foto: Auto-Medienportal.Net

Download: