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Elektromobilität: „Wir ziehen das sauber durch“

Volkswagen will die europäischen Kohlendioxid-Ziele von 95 Gramm pro Kilometer für den Flottenverbrauch bis 2020 nicht durch die Hintertür erreichen. „Wir ziehen das sauber technologisch durch“, erklärte Forschungs- und Entwicklungsvorstand Dr. Heinz-Jacob Neußer jetzt bei der Vorstellung der Entwicklungsstrategie des Konzerns in Wolfsburg. Dafür werde man allein bis 2015 rund 50 Milliarden Euro investieren, zwei Drittel in Effizienztechnologien und ein Drittel in die nachhaltige Produktion.

Als jüngstes Beispiel für die Umsetzung dieses Programms nannte Neußer die Studie für den Twin-Up, die erst Mitte des Monats bei der Tokyo Motor Show ihre offizielle Premiere erleben wird. Beim viersitzigen Twin-Up handelt es sich um einen Plug-in-Hybrid, dessen Antrieb eine Weiterentwicklung des Systems aus dem Ein-Liter-Zweisitzer XL1 darstellt.

Vorn im Twin-Up steckt die Antriebseinheit mit einer Systemleistung von 55 kW / 75 PS. Sie besteht aus einem 0,8-Liter-Zweizylinder-Diesel von 35 kW / 48 PS und dem Elektromotor mit ebenfalls 35 kW / 48 PS sowie einem Sieben-Gang-Doppelkupplungs-Getriebe (DQ200E) und der Leistungselektronik. Unter der hinteren Sitzbank und unter dem Kofferraum liegen die Lithiumionen-Batterie mit einem Energiegehalt von 8,6 kWh, die 12-Volt-Bordnetzbatterie und ein 33 Liter großer Kraftstofftank.

Der Twin-Up wiegt mit Batterie leer 1205 Kilogramm. Das relativ geringe Gewicht, die aerodynamischen Retuschen und die rollwiderstandsoptimierten Reifen (165/70 R 14) führen zu guten Effizienzwerten. Im rein batterielektrischen Betrieb schafft der Up rund 50 Kilometer Reichweite. Im EU-Vergleichsmodus für Plug-in-Hybridfahrzeuge erreicht er einen Verbrauchswert von 1,1 Litern auf 100 km, was einer CO2-Emission von 27 Gramm pro Kilometer entspricht.

Bei einer kurzen Probefahrt konnten wir uns von den Fahrleistungen des Twin-Up überzeugen. Er beschleunigt in 8,8 Sekunden von 0 auf 60 km/h und qualifiziert sich damit als Stadtauto. Rein elektrisch getrieben wird eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h erreicht. Im Hybrid-Betrieb stehen 215 Newtonmeter maximales Drehmoment zur Verfügung. Dann beschleunigt er in 15,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h.

An dieser Studie wird die Herausforderung für die Entwickler bei Volkswagen deutlich: Einerlei ob Modularer Quer-, Längs-oder Standard- oder Modularer Produktions-Baukasten – in Zukunft müssen alle Konzepte so angelegt werden, dass alle Antriebsarten hineinpassen und möglichst viele Modelle auf einem Band gefertigt werden können.

Man müsse auf alles vorbereitet sein, weil man den Kunden nicht erziehen wolle, beschreibt Nusser die Ziele für die eigene Arbeit: „Das Einzige, was wir machen können, ist ein attraktives Angebot hinzustellen.“ Entscheiden müsse der Kunde.

Für die Entwickler bedeutet das, sie müssen die bekannten Benzin- und Dieselmotoren in Richtung mehr Effizienz weiterentwickeln, ebenso das Getriebe und die Rückgewinnungstechnologien für die Bewegungsenergie. Sie müssen bei der Aerodynamik, beim Leichtbau sowie bei der Reduzierung des Rollwiderstands ebenso weiterkommen. Bei den Antrieben setzt Volkswagen natürlich auf die Benziner, die Diesel, den Hybrid-Antrieb, den Plug-in-Hybrid und den reinen batterieelektrischen Antrieb, bei den alternativen Kraftstoffen auf Erdgas und – speziell für Südamerika – auf Alkohol (Flexfuel).

Beim Design sieht Neußer das Unternehmen mit der Entscheidung auf dem richtigen Weg, die Fahrzeuge mit alternativen Antrieben nicht mit einem speziellen Äußeren ins Produktleben zu schicken. Er positioniert sein Unternehmen damit klar gegen die Designphilosophie von Toyota mit den Prius-Derivaten und erst recht gegen BMW mit der kompletten Sonderkarossen wie den BMW i3. Die Untersuchungen bei Volkswagen hätten eindeutig ergeben, dass solche speziellen Designs nur in der Startphase eines alternativen Antriebs von speziellen Kunden akzeptiert würden. Im Laufe der Modell-Lebenszeit werde sich aber der Wunsch durchsetzen, sich nicht über den Antrieb von anderen Autofahrern absetzen zu wollen.

Als wichtigen Bestandteil eines attraktiven Angebots für die Elektromobilität nennt Neußer eine Reihe von Maßnahmen, die Volkswagen als Rundum-sorglos-Paket anbieten werde: Dazu gehören Mietangebote und besondere Finanzierungen, eine E-Mobilitäts-Garantie, die dafür sorgt, dass Liegenbleiber zu einer Ladestation kommen, eine Garantie von acht Jahren oder 160 000 Kilometer auf die Batterie, das Laden mit Ökostrom (Blue Power), die Möglichkeit einer Fernbedienung per Smartphone, spezielle Ladeprozesse und „Stromtankstellen“. „Wir werden 100 unserer Händler mit schnellen Ladestationen ausrüsten“, verspricht Neußer.

In Deutschland wird die Anschaffung von Elektroautos nicht vom Staat gefördert. Deswegen stellt sich hier die Frage nach den Betriebskosten. Dabei reklamiert Neußer gleich für vier Modelle aus dem bestehenden Angebot das Prädikat Drei-Euro-Auto. Beim batterieelektrischen E-Up liegen die Betriebskosten pro 100 Kilometer demnach bei 3,04 Euro, beim Eco-Up mit Erdgas bei 3,10 Euro und beim ebenfalls mit Erdgas betriebenen Golf TGI bei 3,63 Euro. Der batteriebetriebene E-Golf fährt für 3,30 Euro pro 100 Kilometer, ein Plug-in-Golf liegt bei 5,39 Euro, der Golf TDI Blue Motion bei 4,48 Euro und der Golf ACT mit Zylinderabschaltung bei 7,60 Euro.

Zwei Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland bis 2020? Ob er dieses Ziel der Politik für erreichbar hält, ließ Neußer offen. Er verwies aber auf ein Bespiel aus dem Bereich der alternativen Kraftstoffe. Heute hat der Erdgas-Up als eines der Drei-Euro-Autos bereits einen Anteil von zehn Prozent am Up-Verkauf erreicht. Mit den vielen Stufen zwischen Verbrennungsmotor und dem rein batterielektrischen Antrieben wird sich die Elektromobilität zu beeindruckenden Zulassungszahlen entwickeln. Es geht eben nicht nur um die wenigen Batterie-Autos, von denen in Deutschland 2012 nicht einmal 10 000 zugelassen wurden. Elektromobilität hat viele Gesichter. Auch der Wasserstoff könnte Teil dieser Zukunft sein. Volkswagen-Tochter Audi und andere haben auch diesen Weg in die Zukunft vor Augen. (ampnet/Sm)

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Dr. Heinz-Jakob Neußer.

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Volkswagen Twin-Up.

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Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen

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Volkswagen Twin-Up.

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Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen

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