Logo e-Medienportal.net

TÜV Süd: Werkstätten unterschätzen Gefahren bei Hybrid- und Elektroautos

TÜV Süd hat heute zum Messeauftakt der 20. AMI in Leipzig eine neue repräsentative Umfrage zur Elektromobilität vorgestellt. Bundesweit befragt wurden dazu 311 Werkstätten und Autohäuser. Die Auswertung zeigt: 60 Prozent betrachten das Elektroauto als Chance für ihr Unternehmen. Die Studie, die Horst Schneider, Sprecher der Geschäftsführung der TÜV Süd Auto Service GmbH, vorstellte, belegt jedoch auch: Bisher haben erst 14 Prozent ihr Werkstattpersonal entsprechend geschult. Überraschendes Ergebnis der Studie bei der Risikoeinschätzung der neuen Technologie: 87 Prozent halten Lithiumionen-Batterien für weniger riskant als den Kraftstofftank.

Die Branche sieht der Entwicklung mit Offenheit und Interesse entgegen. Die Besorgnis, die neue Technologie könnte schlecht fürs Geschäft sein, ist mit 26 Prozent relativ gering. Hauptgründe dabei sind hohes Schulungspotenzial für die Mitarbeiter und die Sorge, dass Verschleißteile weniger und Wartungsintervalle größer werden könnten.

Zwölf Prozent der befragten Unternehmen glauben, sich bereits heute schon mit der Elektro-Technologie auseinandersetzen zu müssen. Alle anderen sehen den Strom erst langsam auf die Straßen und die Werkstätten zurollen: immerhin 32 Prozent in zwei bis fünf Jahren. 38 Prozent glauben, dass die Technologie erst in fünf bis zehn Jahren so weit entwickelt sein wird, dass sie sich damit auseinandersetzen müssten. Das könnte zu spät sein, mahnen die Experten von TÜV Süd, denn Hybridautos seien schon heute Realität. „Gerade in der Oberklasse gibt es einen Trend zu immer mehr Hybridfahrzeugen“, sagte Horst Schneider. Wer hier gegen den Strom schwimme, verpasse nicht nur eine gute Möglichkeit, technisch auf dem neuesten Stand zu sein, sondern obendrein ein gutes Geschäft. Mehr als 80 Prozent der Techniker und Mechatroniker haben jedoch noch keine Erfahrung mit Hybridmodellen.

Lediglich in 14 Prozent der befragten Werkstätten wurde Personal bislang entsprechend geschult – mehrheitlich bei Marken-Werkstätten, die bereits Hybrid-Modelle im Angebot haben. Knappe 50 Prozent wollen mit der konkreten Vorbereitung auf die Stromer noch ein paar Jahre warten und erst dann mit der Schulung der Mitarbeiter beginnen. 35 Prozent halten den Start mit Fortbildungen in Sachen Elektroantrieb erst dann für nötig, wenn es gar nicht mehr anders geht. Neun Prozent wollen im kommenden Jahr die Mitarbeiter zur Fortbildung schicken.

Dass über ein Fünftel der befragten Unternehmen allerdings bereits ist, bereits heute ohne vorherige Schulung an Hybrid- und Elektrofahrzeugen zu arbeiten, zeugt nach Ansicht von TÜV Süd von einem zu geringes Risikobewusstsein, die Gefahren der Hochvolt-Technologie würden unterschätzt.

Überraschendes Ergebnis: Obwohl für die meisten die E-Mobilität erst in ein paar Jahren interessant wird und das Personal noch nicht ausreichend geschult ist: Die Bereitschaft, am Stromer zu schrauben, ist da. Mehr als 22 Prozent würden Hybrid und Co. notfalls ohne Schulung heute schon reparieren. Die Stromschlag oder Batteriebrand sind nur für wenige Werkstätten ein Thema: Gute zwölf Prozent halten den Stromer im Vergleich zum Verbrenner für etwas riskanter, weil die Gefahr eines Stromschlags besteht.

Immerhin 14 Prozent sehen die Gefahr eines Batteriebrandes als vergleichsweise problematisch. Gerade beim Thema Batteriesicherheit zeigt die Befragung ein überraschend geringes Risikobewusstsein: Satte 87 Prozent der Befragten stufen die Gefahren im Umgang mit dem E-Auto als geringer ein als beim Verbrennungsmotor. Häufigste Begründung: Das Elektroauto hat keinen Kraftstofftank. Aus Sicht von TÜV SÜD eine alarmierende Zahl.

Denn gerade die Elektro-Technik und im Zentrum die Batterie bergen erhebliche Sicherheitsrisiken und die stehen beim TÜV SÜD-Engagement für die schnelle Umsetzung der E-Mobilität ganz oben auf der Liste. Sei es bei weltweit ersten Crashtests von Lithium-Ionen-Batterien, bei der Homologation der E-Fahrzeuge oder bei der Absicherung von Ladestationen. TÜV SÜD ist nicht nur Beschleuniger bei der Umsetzung von E-Mobilitäts-Konzepten. Die Experten stellen ebenfalls ganz klare Forderungen, wenn es um die Sicherheit der neuen Technologie geht: Zum Beispiel die nach weltweit einheitlichen Standards in Sachen funktionale, elektrische, chemische und mechanische Sicherheit bei hochenergetischen Lithium-Ionen-Batterien – gerade aufgrund des Risikopotenzials.

„Mechatroniker und Techniker müssen dringend geschult werden für den sicheren Umgang mit den Fahrzeugen und damit für die Vermeidung von Unfällen“, fordert Schneider. TÜV Süd nimmt die Studie seinerseits zum Anlass, sich noch stärker in den Werkstätten und bei den Autohäusern für die Elektro-Mobilität einzusetzen und in den Bereichen Werkstatt-Sicherheit, Autohaus-Management, Batterie-Standards oder bei der Fortbildung der Mitarbeiter in Sachen Elektroauto noch mehr Gas zu geben. (ampnet/jri)

Mehr zum Thema: ,

Teile diesen Artikel:

Bilder zum Artikel
Horst Schneider, Sprecher der Geschäftsführung TÜV Süd.

Horst Schneider, Sprecher der Geschäftsführung TÜV Süd.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Manfred Zimmermann

Download:


Horst Schneider, Sprecher der Geschäftsführung TÜV Süd.

Horst Schneider, Sprecher der Geschäftsführung TÜV Süd.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Manfred Zimmermann

Download:


Horst Schneider, Sprecher der Geschäftsführung TÜV Süd.

Horst Schneider, Sprecher der Geschäftsführung TÜV Süd.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Manfred Zimmermann

Download: