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Formel E: Zurück zu den Wurzeln des Motorsports

Wenig Abtrieb, große Hecklastigkeit, keine Servolenkung, nur eine Sorte Reifen, und die mit Profil – Daniel Abt bestätigt im Interview, er und seine Kollegen seien der Meinung, ein Formel E-Auto sei das am schwierigsten zu fahrende Auto. Wer wenig Gripp hat kommt schnell ins Rutschen. So kehren die zehn Teams am kommenden Wochenende erstmals in Hongkong beim ersten Rennen der dritten Saison der Formel E mit Elektroantrieb zu den Wurzeln des Motorsports zurück.

Wer am Steuer eines E-Boliden sitzt, muss seinen Rennwagen beherrschen und hat wenig gemein mit den Besitzern von Elektroautos, die der Umwelt zuliebe bei der Leistung gern Verzicht üben. Die Formel E will Antriebsstrang, Batterie und Energie-Management zur größten Leistung antreiben – jedes Jahr ein bisschen mehr. Motorsport hat die klassischen Verbrennungsmotoren zu Höchstleistungen getrieben. Das soll nun auch beim batterieelektrischen Antrieb funktionieren.

An den Erfolg dieses Ansatzes glaubt nicht nur der Urheber der Idee Alejandro Agag mit seiner Formula E Operations Ltd, der es vermutlich gar nicht gern sieht, wenn man ihn mit Bernie Ecklestone vergleicht. Aber er ist mit dem Segen der FIA nun Herr über die Formel E, das nun schon im dritten Jahr. Und gestern konnte er einen weiteren Erfolg verbuchen. Die Formel E wird maximal zwölf Teams umfassen. Zehn sind an Bord, und gestern hat sich Toto Wolff, Motorsportchef bei Mercedes-Benz, einen Startplatz für die Saison 2018/2019 zusagen lassen. Damit sind neben Daimler nun Volkswagen, Renault, PSA, Jaguar Land Rover und Mahindra als international tätige Konzerne dabei.

Wolff hat einen strategischen Termin gewählt; denn in der Saison, in der er antreten will, wird schon die nächste Runde der Renntechnologien eingeläutet. Jetzt findet bei dem einstündigen Rennen – analog zum früheren Tankstopp bei der Formel 1 – ein Autotausch statt. Die von Williams gelieferte 28 kWh-Batterie würde nicht die komplette Renndauer überstehen. Ab 2018 gibt es mehr Energie aus der Batterie. Heute stehen für jeden Fahrer zwei Fahrzeuge bereit, dann nur noch eines.

Weitere Kerndaten der Formel E, wie sie in Hongkong an den Start gehen wird: 0 auf 100 km/h in vier Sekunden, beim Qualifying stehen dem Fahrer 200 kW Leistung zur Verfügung, entsprechend 272 PS und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 225 km/h. Das Gewicht inklusive Fahrer darf 880 kg nicht überschreiten. Beim Bremsen dürfen maximal 150 kW rekuperiert werden. Es gibt nur einen Reifen für alle und für alle Wetter– in 18 Zoll von Michelin. Die Batterie kann mit 128 Ampere in einer Stunde wieder aufgeladen werden.

20 Fahrer gehen nach zwei kurzen Trainingsphasen (45 und 30 Minuten) mit der Maximalleistung von 200 kW ins Qualifying. Die fünf Schnellsten fahren dann im Super Pole Shoot-out gegeneinander. Das Rennen – mit maximal 170 kW Leistung – wird ohne Einführungsrunde gestartet, also mit kalten Reifen und Bremsen. Fürs Überholen steht kurzfristig ein Fan Boost mit 180 kW bis 200 kW zur Verfügung. Ein Boxenstopp ist Pflicht. In der Garage muss das Fahrzeug getauscht werden.

Das Rennen dauert ungefähr 50 Minuten –völlig abgasfrei und fast lautlos. Die geringe Geräuschentwicklung mag Motorsportfans der alten Schule irritieren. Ihnen fehlt eine ganze Dimension am Vergnügen. Aber man kann das auch aus einer anderen Perspektive betrachten: Weil umweltverträglicher, kann dieser Sport auch in der Stadt stattfinden, die Zuschauer bekommen keinen Gehörschaden und die Fahrer können endlich einmal hören, wenn das Publikum sie bejubelt.

Viele der zwanzig Fahrer für den Rennsonntag sind auch Freunden des klassischen Motorsports bekannt oder die tragen einen berühmten Namen: Lucas die Grassi, Daniel Abt, Loic Duval, Jerome d’Ambrosio, Felix Rosenqvist, Nick Heidfeld, António Felix da Costa, Nelson Piquet jr., Nicolas Prost, Stéphane Sarrazin und Marco Engel – um nur die bekanntesten aus Formel 1, DTM und Le Mans zu nennen. Mal sehen, wie die Herren und ihre Kollegen mit der Herausforderung klarkommen, ihren E-Renner ins Ziel zu bringen, ohne sich hinterher mit dem plötzlich fehlenden Gripp herausreden zu müssen. (amnet/Sm)

Weitere Formel E-Termine der Saison 2016/2017:

12. November 2016: Marrakesch
18. Februar 2017: Buenos Aires
1. April: 2017: Mexico City
13. Mai 2017: Monaco
20. Mai 2017: Paris
10. Juni 2017: Berlin
1. Juli 2017: Brüssel
15. Juli 2017: New York
16. Juli 2017: New York
29. Juli 2017: Montreal
30. Juli 2017: Montreal

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Formel E auf einen Blick.

Formel E auf einen Blick.

Foto: Jaguar Land Rover

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Formel-E-Renner des Teams Abt Schaeffler Audi Sport.

Formel-E-Renner des Teams Abt Schaeffler Audi Sport.

Foto: Schaeffler

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Formel E: Daniel Abt.

Formel E: Daniel Abt.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Fia

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Formel E in Berlin: Boxengasse.

Formel E in Berlin: Boxengasse.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Axel F Busse

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Formel-E-Piloten Lucas di Grassi und Daniel Abt.

Formel-E-Piloten Lucas di Grassi und Daniel Abt.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Schaeffler

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Jaguar I-Type 1.

Jaguar I-Type 1.

Foto: Jaguar

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Jaguar I-Type 1.

Jaguar I-Type 1.

Foto: Jaguar

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Jaguar I-Type 1.

Jaguar I-Type 1.

Foto: Jaguar

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Jaguar I-Type 1.

Jaguar I-Type 1.

Foto: Jaguar

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Jaguar I-Type 1.

Jaguar I-Type 1.

Foto: Jaguar

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Jaguar I-Type 1 im Kreise seiner Ahnen im British Motor Museum.

Jaguar I-Type 1 im Kreise seiner Ahnen im British Motor Museum.

Foto: Peter Schwerdtmann

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