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Deutschlands Ladeinfrastruktur lückenhaft und teuerste in Europa

Die Zulassungsraten für E-Autos in Deutschland steigen und steigen – dank beispielloser staatlicher Stütze. Bei Ladeinfrastruktur und Strompreisen hinkt die Republik im europäischen Vergleich dafür noch deutlich hinterher. Das ergibt sich aus dem EV Readiness Index des international tätigen Leasingunternehmens LeasingPlan (Eigenschreibweise) mit Sitz in Amsterdam. Der alljährlich erstellte Bericht untersucht den Stand der Elektrifizierung in 22 europäischen Ländern an Hand der Faktoren Fahrzeugmarkt, Ladeinfrastruktur und Gesamtbetriebskosten.

Darin treiben vor allem Norwegen, Niederlande und Großbritannien die Elektromobilität in Europa voran. Schon im vergangenen Jahr belegten diese drei Länder die Spitzenplätze im Index. Deutschland holt hier nur langsam auf, konnte sich 2020 binnen Jahresfrist um einen auf dem siebten Platz, direkt hinter Schweden und Österreich, verbessern. Zu den Schlusslichtern in Europa zählen laut LeasingPlan Polen, Rumänien, Slowakei und Tschechien.

Dafür führt Deutschland im europäischen Vergleich die Liste der Zulassungen deutlich an. Über 204.000 E-Autos zählt Leasingplan 2020 hierzulande, mehr als in jedem anderen Land und fast doppelt so viele wie in Frankreich (110.874) oder Großbritannien (108.888). Noch mal die Hälfte weniger waren es in Norwegen (67.532), Italien (59.946) oder Schweden (56.559). Die Rote Laterne hält hier Griechenland mit gerade mal 882 E-Zulassungen. Hauptgründe für die starke deutsche Performance sind hier neben der steigenden Verfügbarkeit der Modelle die massive staatliche Förderung von bis zu 9000 Euro beim Kauf eines Elektroautos bis Ende 2021 und immer noch bis zu 6000 bis 2025, die in Europa ebenfalls des Gleichen sucht.

Dafür hinkt Deutschland in punkto Strompreis und Ladeinfrastruktur noch ordentlich hinterher. In keinem anderen Land ist der Strom so teuer wie hier. Bei einem Preis von durchschnittlich 29 Cent pro Kilowattstunde hat das internationale Leasingunternehmen unterm Strich 5,22 Euro für 100 Kilometer errechnet. Abhängig von den je unterschiedlichen Benzinpreisen der einzelnen EU-Länder kostet damit die Energie für 1 km hierzulande an einer öffentlichen Ladesäule 78 Prozent des Kraftstoffs für Verbrenner. Andere Länder mit einem ebenfalls hohen Energiepreisindex sind Irland (65 Prozent) und Spanien (62 Prozent), während die niedrigsten Werte in Norwegen (28 Prozent) und den Niederlanden (39 Prozent) erreicht werden.

Norwegen und Niederlande sind Europas Elektro-Musterknaben

Überhaupt sind die beiden letztgenannten die europäischen Musterknaben in punkto Elektromobilität. Die Skandinavier bringen es auf beeindruckende 72 Prozent Marktanteil bei den E-Autos, mehr als doppelt so viel ist wie beim zweitplatzierten Nachbarn Schweden (30,8 Prozent). In 2020 haben die Nordländer 67.532 E-Autos zugelassen, was immerhin 12,58 pro 1000 Einwohner entspricht. Die Holländer können hier mit dem Wert von 2,25 zwar nicht so viele Zulassungen aufweisen, haben dafür aber bei der Ladeinfrastruktur in Europa die Nase vorn. Kein anderes Land kann mit 61.534 öffentlichen Ladestationen mehr Steckdosen (3,53) pro 1000 Einwohner anbieten. Dasselbe gilt mit weitem Abstand für die 1,6 Ladestationen pro zugelassenem E-Fahrzeug.

Von solchen Zahlen ist Deutschland noch weit entfernt. Die 43.776 öffentlichen Ladepunkte in 2020 stellen hierzulande gerade mal 0,53 Steckdosen pro 1000 Einwohner, weitaus weniger noch als Norwegen (3,40), Luxemburg (1,54) oder Österreich (0,91). Noch mieser sieht es mit den 0,21 Ladestationen pro zugelassenem E-Auto aus, bei dem abermals das Alpennachbarland (0,60) und sogar die Slowakei (0,57) besser aufgestellt sind. Kleiner Lichtblick: Bei den Schnellladepunkten pro 100 Kilometer Autobahn liegt Deutschland mit seinem auf 13.141 Kilometer verzweigten Straßennetz mit 52,0 im Mittelfeld hinter Norwegen (789), Großbritannien (218), Schweden (78), aber deutlich vor den anderen drei großen „Autobahnländern“ Frankreich (27), Italien (15) oder Spanien (11).

Doch Deutschland ist da in schlechter Gesellschaft. Denn an der Ladeinfrastruktur – nicht nur für Leasingplan der Schlüssel, um die Bereitschaft für Elektromobilität zu erhöhen – hapert es in den meisten Ländern Europas gewaltig. Tatsächlich war die Anzahl der installierten Ladesäulen im vergangenen Jahr sogar geringer als 2019 und die Steigerungsrate sank 2020 auf 43 Prozent gegenüber 73 Prozent im Jahr zuvor. Vor allem Polen, Rumänien und Tschechien zeigen nach wie vor wenig Interesse am Aus- und Aufbau der Elektromobilität. (ampnet/fw)

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Ladesäulen.

Ladesäulen.

Foto: Auto-Medienportal.Net/LeasePlan

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