Die Bestellungen von Elektroautos sind im ersten Halbjahr bei Privatkunden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte (minus 47 Prozent) zurückgegangen. Das ergibt eine Umfrage des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe in 348 Autohäusern. Für Plug-in-Hybride (PHEV) lag der Rückgang bei 37 Prozent, Diesel und Benziner legten dagegen um fast ein Viertel (+24 %) zu. Die Tendenz ist bei Gewerbekunden ähnlich: Es wurden 41 Prozent weniger Elektroauto, ein Drittel weniger Plug-in-Hybride und ein Fünftel mehr Diesel und Benziner bestellt.
91 Prozent der Befragten bezeichnen die aktuelle Bestellsituation bei BEV von Privatkunden als „sehr schlecht“ (63 %) oder „schlecht“ (28 %). Bei Plug-in Hybriden ist das Ergebnis mit insgesamt 79 Prozent negativen Erwartungen (44 % „sehr schlechte“ und 35 % „schlechte“ Prognosen) nicht viel besser. Auch hier ist die Tendenz bei den Gewerbekunden ähnlich: 84 Prozent der Händler gehen bei den batteriebetriebenen Fahrzeugen von „sehr schlechten“ (50 %) bzw. „schlechten“ (34 %) Aussichten aus. Für Plug-in-Hybride liegen die negativen Werte (43 % „sehr schlecht“ und 30 % „schlecht“) kumuliert bei 73 Prozent.
Dagegen rechnen 39 Prozent der befragten Autohäuser mit einer guten bis sehr guten Auftrasgsentwicklung bei privaten Neubestellungen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Immerhin 38 Prozent sehen hier eine „neutrale“ eine Entwicklung ähnlich dem Vorjahr. Für das Geschäft mit Gewerbe- und Flottenkunden sind diese Werte (5 % „sehr gut“, 31 % „gut“ und 36 % „neutral“) auf ähnlichem Niveau.
Als Hemmnisse für die Anschaffung von BEV und PHEV als Flotten- oder Dienstfahrzeug werden der hohe Anschaffunspreis bzw. hohe Leasingraten sowie der unsichere Wiederverkaufswert bzw. geringe Restwert genannt. 16 Prozent nennen außerdem fehlende Lademöglichkeiten zu Hause. Weitere Gründe sind „zu wenig Schnelllademöglichkeiten“ (13 %), „keine Lademöglichkeit am Arbeitsplatz“ sowie „Vorbehalte der dienstwagenberechtigten Fahrerinnen und Fahrer gegenüber der Batterietechnologie“ (jeweils 9 %). 57 Prozent der Händler sehen in der aktuellen Dienstwagenbesteuerung für das Geschäft einen Kaufanreiz für Gewerbe- und Flottenkunden, der Rest nicht. 70 Prozent der Befragten würden es befürworten, wenn der CO2-Preis als Fördermittel zum Hochlauf von e-Fuels oder anderen synthetischen Kraftstoffen (38 %) und zum Hochlauf der E-Mobilität (32 %) eingesetzt wird.
„Die hohen Preise und Leasingraten werden als ein wichtiges Hemmnis für den Hochlauf der E-Mobilität gesehen, verbunden mit zu erwartenden geringen Restwerten und schwierig zu kalkulierenden Wiederverkaufswerten. Wir erwarten daher von den Herstellern, dass sie durch günstige Preise und niedrige Leasingraten jetzt Marktanreize setzen“, kommentiert ZDK-Präsident Arne Joswig die Umfragergebnisse. Er fordert zudem „signifikante Fortschritte“ bei der Ladeinfrastruktur. Der Branchenverband geht davon aus, dass Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auch nach 2035 noch zugelassen werden können, wenn sie mit klimaneutral erzeugten Kraftstoffen betrieben werden. „Dieses Signal hat die neu gewählte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen jüngst ausgesandt. Jetzt ist konsequentes politisches Handeln gefordert. Es darf nicht nur den einen Weg hin zur Klimaneutralität im Straßenverkehr geben“, so Joswig. (aum)
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