An jeder Tankstelle hängen gut sichtbar die aktuellen Kraftstoffpreise aus. An Ladesäulen für Elektrofahrzeuge suchen Autofahrer den Stromtarif vorab vergeblich. Der Verband der Automobilindustrie fordert hier mehr Transparenz, zumal die Preisunterschiede teils erheblich sind. „Für die Mobilitätswende ist es entscheidend, dass das Laden von Elektrofahrzeugen einfach und transparent ist und vor allem einen Preisvorteil bietet“, betont VDA-Präsidentin Hildegard Müller. „Endkunden, die auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind, dürfen nicht durch hohe Preise und komplizierte Tarifmodelle benachteiligt werden.“
Öffentliches Laden kostet in der Regel zwischen 60 und 90 Cent je Kilowattstunde und damit zwei- bis dreimal mehr als beim privaten Laden daheim. Auch innerhalb des Angebots an öffentlichen Ladepunkten kann es eine enorme Preisdifferenz über die Orte, Anbieter und Tarife hinweg geben. Die Preise reichen von ca. 30 Cent pro Kilowattstunde, etwa an Supermärkten, bis zu knapp 90 Cent. Hinzu kommt, dass Verbraucher heute oft mehrere Ladeverträge benötigen, um günstige Tarife nutzen zu können. Das betrifft vor allem diejenigen, die keine Möglichkeit haben, zu Hause oder am Arbeitsplatz zu laden. „Wir brauchen dringend Lösungen, die den Umstieg auf die Elektromobilität erleichtern – nicht erschweren. Aktuell ist das zu komplex – und für die gleiche Menge Strom teils das Dreifache zu zahlen, ist schlichtweg nicht tragbar“, so Müller.
Der VDA spricht sich für eine Senkung der Stromnebenkosten aus, darunter Netzentgelte, Steuern und Abgaben. Diese machen einen wesentlichen Teil der hohen Ladepreise aus. Darüber hinaus seien ein bedarfsgerechter Netzausbau und Anreize für eine bessere Netzauslastung notwendig für den Erfolg des Ausbaus der Ladeinfrastruktur.
Der VDA fordert darüber hinaus die Schaffung eines Vergleichsportals für Ladetarife, das Transparenz und Wahlmöglichkeiten für Verbraucher bietet. Verbandspräsidentin Hildegard Müller verweist auch auf die EU-Vorgabe AFIR, die unter anderem transparente und angemessene Ladepreise vorsieht. Dies müsse „konsequent umgesetzt und konkretisiert werden“.
Der VDA spricht sich auch gegen unnötige Stand- und Blockiergebühren an öffentlichen Ladepunkten ein. Diese Gebühren dürfen ausschließlich der Sicherstellung der Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur dienen und die missbräuchliche Nutzung von Parkplätzen verhindern. Konkret fordert der VDA die Erhebung von Blockiergebühren erst nach Abschluss des Ladevorgangs sowie keine Gebühren während der Nachtruhezeit in Wohngebieten. „Der Kunde darf nicht durch Gebühren zusätzlich belastet werden, die keine klare Funktion haben“, so Müller. (aum)
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