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Fahrbericht XL-1: Ein-Liter-Auto wird bei 160 km/h eingebremst

Bentley, Porsche und Bugatti – diese Typen sind in Doha an fast jeder Straßenecke zu sehen. Die Scheichs in Katar lieben luxuriöse und schnelle Fahrzeuge, nicht nur, weil sie es sich dank ihrer Erdgasexporte leisten können. Ein wertvolles Auto dient hier mehr als anderswo als Statussymbol.

Dicke Geländewagen, lange Limousinen, Nobelfabrikate, Chrom- und Goldfelgen – der Prunk in den Ausstellungsräumen während der ersten Quatar Motorshow scheint keine Grenzen zu kennen. Besonders beliebt: sportliche „Flundern“ wie Bugatti Veyron Grand Sport, oder der jüngst in Detroit vorgestellte Porsche 918 RSR. „Was kostet der, den möchte ich mitnehmen“, fragt ein wohlhabender Katari nach dem Preis am Porschestand. Wahrscheinlich hätte er gleich in bar bezahlt. Die Hersteller müssen aufpassen, dass ihnen ihre teuren Concept Cars und Studien nicht gleich vom Messestand weggekauft werden.

Aber auch das Technik-Interesse der Araber ausgeprägt. Darum ist der unbestrittene Star der Show ein automobiles Sparwunder: XL-1 nennt Volkswagen die dritte Evolutionsstufe seines revolutionären Ein-Liter-Autos. Bei einer Testfahrt zeigt der Zweisitzer, dass ein Spritverbrauch von nur 0,9 Litern auf 100 Kilometern längst kein leeres Versprechen und keine Zukunftsmusik mehr ist. Für Ferdinand Piech ist es sogar „das Jahrhundertauto“. Die Designer Klaus Bischoff und Thomas Ingelath haben mit dem XL-1 einen flachen und dynamisch anmutenden Zweisitzer auf die Räder gestellt. Seit 2007 entwickelten rund 50 Spezialisten unter Leitung von Dr. Ulrich Hackenberg an dem „Niedrigverbrauchsauto“.

Die Flügeltüren fallen ins Schloß. Das Cockpit besticht mit bequemem Sitz, griffigem Lenkrad und Carbon-Applikationen. Dieser Volkswagen ist ein High-Tech-Paket. Ein Druck auf den Startknopf, warten auf das grüne Licht am Armaturenbrett, Wahlhebel des Siebengang-DSG-Getriebes auf „D“ und ein sanfter Tritt aufs Gaspedal: Der XL-1 gleitet lautlos vom Parkplatz in Dohas dichten Straßenverkehr. Schnell wird klar: Der 795 Kilogramm leichte XL-1 hat Temperament; die Beschleunigung überrascht. „Wir haben die Spitze bei 160 abgeregelt. Der Wagen würde sonst glatt 200 schaffen“, gibt Projektleiter Holger Bock zu Protokoll. Der XL-1 fährt entweder elektrisch oder mit einem kombinierten Antrieb aus E-Maschine mit 20 kW / 27 PS und Zweizylinder-Dieselmotor mit 35 kW / 48 PS.

Dieser Volkswagen fällt auf im Umfeld aus wuchtigen Geländewagen und pompösen Limousinen. Klar: Der XL-1 ist ein absolutes Unikat. Es gibt nur diesen einzigen Wagen und es bringt Spaß, diesen sensationellen Sparkönig zu fahren, denn er zeigt bereits heute das, was sich die Automobilindustrie für 2050 vorgenommen hat: Eine CO²-Einsparung von 90 Prozent. „Ohne Elektroantrieb ist dies nicht zu erreichen. Wir sehen den XL-1 als Technologieleuchtturm der Marke Volkswagen. Er zeigt auf beeindruckende Weise, wie weit der Verbrauch durch eine intelligente Kombination von maximalem Downsizing in Verbindung mit einem Plug-In-Hybridantrieb, Leichtbau und Aerodynamik noch nach unten gesenkt werden kann“, sagt Dr. Rudolf Krebs, Konzernbeauftragter für Elektromobilität, zu Lösungsansätzen für künftige Fahrzeugprojekte.

550 Kilometer Reichweite sind möglich. Für rund 40 Kilometer reicht der Strom in der Batterie. Mit dem Diesel im Fünf-Liter-Tank wären noch einmal rund 510 Kilometer drin. Beeindruckend: Volkswagen hat es geschafft, das effizienteste Auto der Welt zu bauen. Ferdinand Piechs Vision aus dem Jahr 2002 ist heute Realität. Damals fuhr er mit der so genannten „Carbon-Zigarre“ zur Hauptversammlung von Wolfsburg nach Hamburg und brauchte im Schnitt nur 0,89 Liter – im Windschatten eines VW Busses.

Der XL-1 ist soweit ausgereift, dass er schon jetzt in einer Kleinserie produziert werden könnte. Das bestätigt auch VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg: „Wir haben die Intention, den XL-1 in Serie zu bringen. Wenn diese Entscheidung fallen würde, dann kommt das Auto in zwei Jahren.“ Kundenakzeptanz würde er mit Sicherheit finden, denn im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern, sitzen die Passagiere jetzt nebeneinander, anstatt, wie in einem Kampfjet, hintereinander.

Die Strategie, den innovativen XL-1 am Persischen Golf zu präsentieren, ist klar: Katar ist mit einem Anteil von rund 17 Prozent Großaktionär bei Volkswagen. Darum dominiert der Konzern aus Wolfsburg hier das Messegeschehen wie kein anderer Hersteller. Das Emirat investiert Milliarden in seine Zukunft, rüstet sich für die Zeit, in der die Rohstoffreserven aufgebraucht sein werden.

Die Szenerie in Doha ist ein Beweis: Die Hauptstadt ist eine Großbaustelle. Überall werden Wolkenkratzer errichtet, Glasfassaden bestimmen die Architektur. Peter Thul, Leiter Kommunikation Marke und Produkt bei Volkswagen, bringt die gute Kooperation zwischen dem Golfstaat und Europas führendem Automobilhersteller auf den Punkt: „Deutschland und Katar, das ist eine erfolgreiche Kombination.“ Damit spielte er unter anderem auf den jüngsten Dakar-Sieg von Nasser Al Attyiah an. Der Mann aus Katar gewann mit dem Race Touareg von Volkswagen Motorsport die Rallye Dakar in Südamerika.

Volkswagen brachte außer dem XL-1 zwei weitere Premieren nach Doha, die eher in das dort gewohnte Umfeld passen: Die Studie eines alltagstauglichen Race Touareg und die Touareg Gold-Edition. Letzterer glänzt mit goldenen Felgen, goldenem Kühlergrill und goldener Dachreling. Die Kataris waren begeistert. (ampnet/Sm)

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Volkswagen LT-1.

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Foto: Auto-Medienportal.Net/Westermann

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Volkswagen LT-1: An der Seite kleine Kameras statt Außenspiegel.

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Foto: Auto-Medienportal.Net/Westermann

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